bleib

Geschichte von Hiob und seinen Freunden 
vorzutragen in der Art eines PoetrySlams
und Hinführung zum Abendmahl
geschrieben für Brot&Liebe mit Geschichten vom Bleiben.

wenn mein Herz in tausend Stücke springt
bleib hier
wenn der Himmel nur noch Tränen singt
bleib hier
sieh mich
und geh nicht
bleib einfach bei mir

bleib bei mir
hier
unten am Boden
wo alles zu Bruch gegangen ist mein Leben in Scherben
jedes einzelne Teil

ich kann meine Tränen nicht zählen
geschweige denn glauben
dass jemals wieder heil wird

bleib mit mir
hier
unten am Boden
bin ich
froh, einen Grund zu haben
denn so oft träum ich
dass ich einfach falle und falle

und niemand hält mich
nichts fängt mich auf
 
dann werd ich wach
nicht mal du, Schlaf,
schaffst Räume für neue Träume
bist o des Todes Bruder 
ich kann jetzt nicht
hinter den horizont sehn
für mich ist ́s als würde die Welt vergehn
ich bin jetzt hier
und ich kann hier nicht weg

darum bleib
bitte
bleib einfach bei mir
hier

am Boden
in meinem Scherbenhaufen
zwischen all meinen Tränen
meinem Warum
und dem ich weiß nicht wohin und wozu

geh nicht
und sieh mich
schau nicht weg
sieh mich an
und bleib einen Moment
bleib und halt das aus mit mir

schon mich nicht
mit gutgemeinten Worten
die mir helfen sollen
über mein Warum hinweg zu sehen
oder gar eine Antwort zu finden
einen Sinn in alldem
tröste mich nicht
mit leeren Floskeln
die meinen, über den Schmerz hinaus zu glauben
 
du schenkst mir keine Aussicht mit
„Du hast doch G*tt und also Trost
dann ist es sicher nicht so schlimm“
 
du hilfst mir nicht auf mit
„ich kenn das, ich war schon, wo du jetzt bist“
und dann erzählst du deine Geschichte
als wäre es meine
 
du hilfst mir nicht raus
indem du dir vorstellst
du wärst jetzt ich
und wie es dir dann wohl ginge
und mir sagst:
so fühlst du dich jetzt, oder?
 
nein
denn das hier
ist nicht dein Schmerz
und nicht deine Trauer
nicht dein Vermissen
es ist mein Herz
mein Herz ist zerrissen
 
niemand weiß besser
wie es mir geht und was mir hilft
ich weiß das selbst grad nicht
das hier
ist alles neu für mich
neuer als für dich

also bitte
sieh mich
und geh nicht

alles hält mich
an diesem einen Flecken Erde
an dem ich für immer
ein neuer Mensch werde
weil alles sich ändert

die Zeit ist entzwei
und ich bin dazwischen

zwischen davor und danach
wie im davor wird es niemals mehr
und was das Danach bringt
daran will ich nicht denken
das schmerzt viel zu sehr

was bleibt ist das Jetzt
und jetzt bin ich hier
unten am Boden
und du mit mir

ich brauch dich und
dass du bleibst
mit deinem Schweigen und deinen Gedanken
es hilft mir, dass du sagst:
„ich hab keine Worte“
schweigende Worte
sind mir Brücke
nicht Grab
sind Riss für Riss 
ein Hin von dir zu mir

wenn mein Herz in tausend Stücke springt
bleib hier
wenn der Himmel nur noch Tränen singt
bleib hier
sieh mich
und geh nicht
bleib einfach hier
bei mir
 

„Als die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“

Hiob 2, 11.13

 

Hinführung zum Abendmahl

wenn mein Herz
in tausend Stücke springt
und der Himmel
nur noch Tränen singt
bist du da

wenn mein Kopf
vor lauter Sorge drückt
und was ich nicht ändern kann
mir zu Leibe rückt
bist du da

wenn meine Seele
keinen Landeplatz findet
und sich das Chaos
in meinem Kopf
zu keinem klaren Gedanken verbindet
bist du da

siehst mich
und gehst nicht
bleibst einfach bei mir

bleibst und bist
mein Herzensanker
meine Aussicht, mein Vertaun
Wundenverbinder Perspektivverwandler

bist und bleibst
Christus
derselbe
heute, morgen und immer

Hört, was Jesus tat:

Einsetzungsworte

Einladung zum Abendmahl

dein sind wir G*tt
und unser
teilen Liebe, Brot und Wein schmecken und sehen
deine Nähe trotz Ferne
schmecken und sehen
unser Verbundensein
mit dir und miteinander
durch Kacheln hindurch
in deinem Zoomraum

dein sind wir G*tt
und bleiben’s auch
und schmecken und sehen
wie freundlich du bist

© Andrea Kuhla

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